Unsere Sammlung der Dauerausstellung beeindruckt durch ihre Vielseitigkeit: Grabungsfunde aus der Jungsteinzeit, Erinnerungen an den Auftritt des Reformators Dr. Martin Luther in Worms sowie einer der größten Sammlungen römischer Gläser Deutschlands.
Mit dem Beginn der Sesshaftwerdung der Menschen in Rheinhessen ging eine Reihe von tiefgreifenden technischen und gesellschaftlichen Veränderungen einher, die den Beginn der Jungsteinzeit (Neolithikum) markieren. Aus dieser Zeit gibt es in der Ausstellung des Museums zahlreiche Gegenstände, die von Töpferware der Linienbandkeramik über Mahlsteine für Brot bis zu Schmuck und Werkzeugen reichen. Ein Beil aus alpenländischer Jade, das bei Westhofen gefunden wurde, diente wahrscheinlich primär ästhetischen Zwecken.
Von besonderem Stellenwert ist Worms für seine Objekte aus der frühen Bronzezeit, die sich der sogenannten „Adlerbergkultur“ zuordnen lassen, benannt nach dem Adlerberg im Süden von Worms, wo gegen Ende des 19. Jahrhunderts bedeutende Funde gemacht wurden. Ein weiteres besonderes „Highlight“ sind die rätselhaften Gegenstände aus der späten Bronzezeit, die von manchen Forschern aufgrund ihrer Ähnlichkeit zur Mondsichel als „Mondidole“ bezeichnet werden. Von einigen wurden sie als rituelle Objekte oder Dachfirstverzierung gedeutet, von anderen wiederum als profane Feuerböcke interpretiert.
Einblicke in das Leben und Sterben von Mensch und Tier zu früheren Zeiten erlauben drei menschliche Skelette aus Gräbern verschiedener Epochen sowie das Skelett eines Pferdes aus Abenheim, das während der Hallstattzeit in große Stücke zerschnitten und vergraben wurde. Die zunehmenden Handelskontakte der damaligen Bewohner Rheinhessens zu Italien am Übergang zwischen Hallstatt- und Latènezeit belegen die etruskischen Schnabelkannen, die etwa im Gebiet der heutigen Toskana hergestellt wurden. Zusammen mit ihnen fand man in reich ausgestatteten Gräbern des 5. Jahrhunderts v. Chr. aus Worms-Herrnsheim noch Schmuck aus Gold, Bronze und Eisen, der den Wohlstand der Besitzerinnen und eine reiche Beigabenkultur in dieser Zeit bezeugt.
Besonders eindrucksvoll ist die Römische Abteilung des Museums. In Folge der "Varusschlacht" (9 n. Chr.) wurde der Rhein zur Grenzlinie und auch Worms erhielt eine kleine Militäranlage. Romanisierte Kelten, zumeist aus Gallien, besiedelten Rheinhessen. Ab etwa 80 n. Chr. entwickelte sich das Städtchen Borbetomagus als Hauptort der Citivas Vangionum. Ein Forum (unter dem Dom), Tempel und regelmäßige Straßen wurden angelegt.
Funde aus dieser Zeit sind in unserem Museum zu bestaunen, etwa Weihe-Inschriften, Altäre und Grabsteine, aber auch Alltagsgegenstände.
Neben dem von Töpfereien für den regionalen Bedarf produzierten Geschirr können Terra Sigillata und Wormser Gesichtskrüge betrachtet werden.
Ausgrabungen brachten prachtvolle Gläser und große Mengen anderer Funde ins Museum.
Der Wohlstand der Römerzeit endete mit der Völkerwanderung. Aus der Zeit nach 450 n. Chr. wurden nur wenige Objekte gefunden. Germanische Zuwanderer sind zwar schon für das späte 3. und frühe 4. Jahrhundert mit Halsringen und Kämmen nachgewiesen, jedoch bezeugen erst ab Mitte des 5. Jahrhunderts frühchristliche Grabsteine mit lateinischem Text und germanischen Namen eine neue Bevölkerung.
Ein historisch nur schwer greifbares Burgunderreich in Worms in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts ist in Sagenform überliefert. Ungeachtet der Vernichtung dieses Königreiches durch die Römer verschwindet bald danach auch die römische Militärpräsenz am Rhein.
Die Stadtgeschichte seit dem frühen Mittelalter können Sie im 2. Obergeschoss unseres Museums erkunden. Das offenbar nur noch spärlich bewohnte Worms und das Gebiet des heutigen Rheinhessen wurden um 500 n. Chr. planmäßig von Franken besiedelt. Als Schmuck trugen fränkische Frauen bei ihrer Beisetzung Halsketten und schwere Goldscheibenfibeln. Männer bekamen oft Waffen mit ins Grab, wie die prächtige Spatha mit einem mit Almandinen besetzten Goldgriff. Gläserne Becher wurden nun wieder hergestellt und fanden als Beigaben von Gräbern ihren Weg in das Museum.
Von der bewegten Geschichte von Worms in den folgenden Jahrhunderten zwischen Bischof, Stadtrat und Kaiser künden die weiteren Ausstellungsstücke. Sie veranschaulichen die kriegerischen Ereignisse wie Fehden, Bauernkrieg und die große Stadtzerstörung von 1689, die florierenden Gewerbe und den Umgang mit Verbrechen und Strafe in Mittelalter und Früher Neuzeit. Eine filmische 3D-Rekonstruktion und einzelne Architekturfragmente führen die einstige Pracht der im 19. Jahrhundert abgerissenen Johanneskirche, der romanischen Taufkirche des Doms, vor Augen.
"Hier stehe ich!“ lautet das Motto des 2023 neu eingerichteten Ausstellungskabinetts, das dem mutigen Auftritt des Reformators Martin Luther 1521 auf dem Reichstag in Worms gewidmet ist.
Mit seiner öffentlich erklärten Weigerung vor Kaiser und Reich, seine provozierenden Schriften und seine theologischen Überzeugungen zurückzunehmen, riskierte der Wittenberger Professor als bereits von der Kirche Gebannter am 17. und 18. April 1521 Leib und Leben sowie die Vernichtung seiner Veröffentlichungen.
Wie es zu dieser Machtprobe kam, welche Akteure und Interessen hinter den Kulissen der politischen Bühne wirkten, was sich im Wormser Bischofshof zutrug (und was nicht) und wie „Bruder Martin“ nach Worms durch eine Geheimmission von der Bildfläche verschwand, um kurz darauf als „Junker Jörg“ inkognito auf der Wartburg bei Eisenach mit seiner bahnbrechenden Bibel-Übersetzung aufzutrumpfen - dies und einiges mehr ist in konzentrierter Darstellung in dem Ausstellungsteil „Hier stehe ich! - Luther in Worms“ zu erfahren und nachzuerleben: gerade, aber nicht allein für erklärte Bewunderer des bedeutenden, darum jedoch auch polarisierenden Reformators.
Der romanische Kreuzgang, der auf vier Seiten einen malerischen Hof umschließt, besteht aus einem baulich älteren Teil, in dem sich das Lapidarium, die Sammlung alter Steinkunstwerke, befindet, sowie einem neueren Teil, der Ausstellungsstücke zur Geschichte der Stadt und des Museums zeigt.
Die beiden Kreuzgangflügel auf der Nord- und Ostseite präsentieren zunächst die Stadtgeschichte von Worms anhand ausgewählter Exponate und filmischer Rekonstruktionen des Stadtbildes zu verschiedenen Zeiten. Eine besondere Art der Veranschaulichung bietet das Stadtmodell, welches Worms vor der großen Zerstörung von 1689 zeigt und vom Modellbauer Christian Häussler angefertigt wurde. Grundlage waren die Zeichnungen von Peter Hamman, der nach der Zerstörung die Straßen seiner Heimatstadt aus der Erinnerung nachzeichnete. Außerdem wird in diesem Teil der Ausstellung die Geschichte des Museums seit seiner Gründung 1881 sowie des Andreasstifts als Gebäudekomplex spätromanischer Zeit vor Augen geführt.
Auf der Süd- und Westseite des Kreuzgangs befinden sich sehenswerte Steinkunstwerke, die auch Einblicke in die bewegte Wormser Stadtgeschichte geben. Die ältesten stammen aus römischer Zeit und sind vor allem Grabsteine von Reitersoldaten, auf denen diese meist als mutige Kämpfer gezeigt werden, die mit ihrem Pferd und ihrer Lanze die hilflosen Barbaren niederwerfen. Daneben gibt es aber auch einige wenige Steine von zivilen Gräbern, wie der gemeinsame Grabstein der Brüder Severius Lupulus und Severius Florentinus sowie der Sarkophag der Spectatia Spectata. Beide drücken durch ihre Inschriften die große Trauer der Hinterbliebenen über den Tod ihrer Familienmitglieder aus. Auch römische Meilen- und Weihesteine sind hier ausgestellt.
Aus der Zeit des Mittelalters und der Frühen Neuzeit sind eine Reihe von Grabplatten in und um Worms beerdigter Personen zu sehen, viele davon stammen von den zahlreichen Stiftskirchen und Klöstern der Stadt. Besonders sehenswert sind daneben die Sandsteinplatten, die am einstigen Haus zur Münze angebracht waren, dem „schönsten Haus der Welt“, wie die Wormser ihr Rathaus stolz nannten. Sie zeigen drei wichtige Kaiser des Heiligen Römischen Reiches am Übergang zur Frühen Neuzeit mit Krone, Schwert und Reichsapfel und unterstreichen so den Geltungsanspruch der Wormser Bürgerschaft zu dieser Zeit.
Zum Abschluss bietet sich die Besichtigung der ehemaligen Stiftskirche an. Das romanische Bauwerk mit gotischen Elementen ist ein beliebter Veranstaltungsort, etwa für Vorträge und Konzerte. Zur Zeit dient sie als Sonderausstellungsfläche.
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